Zur Geschichte des Korsetts, Hintergrund und Begriffsklärung
Warum ein Mieder nach Maß?
Schnüranleitung
Anleitung zum Einfädeln der Schnur
Wasch- und Pflegehinweise
Gesundheitliche Aspekte
Weiterführende Links
Mieder und Korsett – Tradition und Moderne
Das Mieder ist wieder da! Lange Zeit war es fast von der Bildfläche verschwunden; schließlich galten Korsett und Mieder etwa
hundert Jahre lang als Inbegriff weiblicher Unterdrückung. Da zu Beginn des 20. Jahrhunderts, während der Weltkriege
und bis in die 1970er Jahre hinein die Frauen häufig relativ schwer körperlich arbeiten mußten, war die enganliegende
Kleidung für die meisten unzweckmäßig und lästig geworden. Auch für die frühe Emanzipationsbewegung kurz vor
dem ersten Weltkrieg stellte das Korsett mit seiner Betonung des weiblichen Körpers ein Feindbild dar. Inzwischen, nach fast
hundert Jahren, haben aber viele (vor allem junge und – im Gegensatz zu früher – emanzipierte) Frauen dieses
schöne Kleidungsstück und seine Vorzüge für sich wiederentdeckt.
Heute oft auch als Oberbekleidung getragen, wird seine markante Silhouette zunehmend als Blickfang eingesetzt. Zudem vermittelt es
vielen Frauen auch einfach ein „angenehmes Tragegefühl“.
Hintergrund und Begriffsklärung: Was ist ein Mieder?
Es gibt eine lange Tradition, die Silhouette des weiblichen Körpers modischen Gegebenheiten anzupassen. Bereits zu Beginn
der Neuzeit (also gegen Mitte des 16. Jh.) entwickelte sich eine Mode, bei der die Taille verengt und auf diese Weise
die natürliche weibliche Körperform optisch verstärkt wurde.
Um zu verhindern, daß der Stoff dabei zusammenrutscht und sich an der engsten Stelle in Form eines Knäuels sammelt,
wurden Versteifungen (damals zumeist in Form von Fischbeinstäben) eingearbeitet. Gleichzeitig geben diese Versteifungen
der Trägerin einen gewissen Halt.
Gibt es einen Unterschied zwischen einem Mieder und einem Korsett?
Die Begriffe Mieder und Korsett bezeichnen – sowohl was die Funktion als auch was den Schnitt angeht – dasselbe Kleidungsstück;
sie werden auf meinen Seiten darum auch synonym, d. h. bedeutungsgleich, verwendet.
(Der Begriff des Mieders sollte allerdings nicht verwechselt werden mit den sog.
Miederwaren – wie etwa BH oder
Hüfthalter – bei denen es sich um die elastische und nur als Unterkleidung getragene Variante handelt.
Elastische Miederwaren werden von mir nicht angeboten.)
Sogar bei der Wortentstehung zeigen sich Parallelen: Der Begriff „Korsett“ stammt aus dem Französischen
(von corps = Körper), das Wort „Mieder“ leitet sich sprachwissenschaftlich dagegen aus dem Alt-
und Mittelhochdeutschen („muodar“ bzw. „muoder“ = „Bauch, [Mutter]leib, Haut,
Leibchen“) ab, wo es das Kleidungsstück bezeichnete, das (Mutter)leib und Brust umschloß.
Manchmal versteht man unter einem Mieder auch heute noch die mittelalterliche Variante weiblicher (zeitweise auch männlicher)
Kleidung, bei der die zur Formgebung übliche Versteifung noch nicht ausgeprägt war („Leibchen“), sowie die dekorativen Oberteile,
wie sie vor allem im Bereich der Trachtenmode getragen werden (beispielsweise als Dirndl).
Seit dem 18. Jh. wurde das einheimische Wort „Mieder“ in Deutschland sehr häufig durch das aus dem Französischen
übernommene „Korsett“ ersetzt. Regional und in unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen hat sich aber die ursprüngliche
Bedeutung des Wortes als unelastisches, festes Kleidungsstück erhalten bzw. neu etabliert; dies vor allem im Süden
Deutschlands, in Österreich sowie in der „Gothic“-Subkultur.
Ebenfalls erhalten hat sich die Gleichheit der Bedeutung in der Berufsbezeichnung: Die Begriffe „Miedermacher“ und
„Korsettmacher“ bezeichnen die selbe Tätigkeit …
Sehr häufig ist im Zusammenhang mit dem Mieder der Begriff der
„Corsage“ zu hören;
gemeint ist dabei aber oft ein Korsett.
Eine Corsage ist ein Kleidungsstück, welches sowohl vom Wort als auch vom Zuschnitt und Aussehen her eng mit dem Korsett verwandt ist;
allerdings besitzt eine Corsage keine Formkraft und ist auch oftmals nicht durch Stäbchen versteift, sondern sie ist einfach nur ein Stück der Oberbekleidung, welches sich an den Schnitt eines klassischen Mieders oder Korsetts anlehnt.
Auch wird eine Corsage üblicherweise nicht vom Korsettmacher gefertigt, sondern vom Schneider;
es handelt sich schlicht um ein – was die Funktionsweise angeht – völlig anderes Kleidungsstück.
Darum bitte nicht verwechseln …
Fischbein, Horn, Stahl, Plastik
Bei Fischbein, dem ursprünglich in Korsetten und Miedern zur Versteifung verwendeten Material, handelte es sich um
hornartig-flexible Stangen, die aus den in Streifen gerissenen Barten der Bartenwale gewonnen wurden.
Glücklicherweise ist die Zeit, als wegen der Gewinnung von Fischbein viele Wale geschlachtet wurden werden mußten, vorbei:
Heute sind die Korsetthersteller auf dieses Material nicht mehr angewiesen.
Stattdessen werden hochwertige Korsette und Mieder inzwischen meist mit Stahlfedern versteift. Auch Plastikstangen werden häufig
verwendet – letztere jedoch vor allem bei Produkten in den eher unteren Preiskategorien, oder wenn es hauptsächlich auf den optischen Eindruck
ankommt.
Stahl besitzt zwar gegenüber dem Fischbein ein höheres Gewicht, hat aber dafür den Vorteil, daß er in
unterschiedlichen Härten und Dicken verfügbar ist;
außerdem ist es möglich, ihn sowohl zu flachen Spiralfedern als auch zu glattem Federstahlband zu verarbeiten.
Eine Gegenüberstellung dieser beiden Varianten können Sie im Bereich
Materialien nachlesen.
Plastik bietet zwar den Vorteil, daß es leichter ist als Federn aus Stahl, hat aber den großen Nachteil, an
starkbelasteten Stellen schnell zu ermüden und dabei seine Federkraft einzubüßen; die Folge sind oft scharfe Knicke im Bereich der Taille, die dann oft zu Druckstellen führen. Demgegenüber zeigt Stahl eine
weitaus höhere Zähigkeit. Darum knicken die Stangen auch bei stärkeren Biegungen nicht ein, und Druckstellen beim
Tragen des Korsetts werden vermieden. Aus diesem Grund ist ein mit Stahlfedern versteiftes Mieder – trotz des höheren Gewichts
– langfristig auch weitaus bequemer zu tragen als eines mit Plastikstangen, auch wenn man das auf Anhieb vielleicht nicht vermuten würde.
Warum ein Korsett nach Maß?
Leider bieten nur noch wenige Korsettmacher eine individuelle Anfertigung nach Maß an;
dabei ist gerade beim Kauf eines Korsetts ein möglichst guter Zuschnitt auf den Körper wichtig.
Wenn Sie sich noch nicht genauer mit dem Thema beschäftigt haben, mag Ihnen diese Aussage etwas merkwürdig erscheinen,
schließlich kann ein Mieder oder Korsett ja durch die Schnürung im Rücken weitestgehend in der Größe variiert
werden.
So kommt es denn bei der Bestimmung von Miedergrößen/Maßen auch nicht in erster Linie darauf an, zentimetergenau
alle Linien zu vermessen (obwohl auch das nicht unwichtig ist), sondern vor allem geht es darum, bei der
Schnitterstellung die Gesamtharmonie des Körpers zu berücksichtigen und zu erhalten. Gleichzeitig ist es wichtig,
eventuelle Druckstellen zu vermeiden.
Wenn Sie ein Korsett „von der Stange“ kaufen, so können Sie meistens nur einen, manchmal auch zwei
Parameter (beispielsweise nur den Taillenumfang oder nur die Unterbrustweite zusammen mit der Körbchengröße)
„frei“ (das heißt: im groben 5 cm-Raster) wählen; die anderen Maße sind jedoch bereits durch eine
Normung vorgegeben. Was machen Sie aber, wenn Sie zwar eine breite Hüfte, dabei aber eine schmale Taille besitzen?
Oder wenn Sie einen eher „knabenhaften“ Körperbau haben, bei dem eine schmale Hüfte und eine schmale Brust mit
einer (relativ) breiten Taille kombiniert ist?
Beim Kauf von Oberbekleidung treten diese Fragen zwar auch auf, stellen aber meistens kein großes Problem dar, da
Oberbekleidung nicht überall dicht am Körper anliegen muß.
Bei Miedern dagegen ist das anders. Ein Mieder soll formen und der Trägerin zu einer schönen Silhouette verhelfen,
eventuell soll es sie auch stützen und ihr Halt geben. Aus diesem Grund muß es, im Gegensatz zu sonstigen
Kleidungsstücken, den Körper möglichst fest umschließen (meist wird sogar genau darin sein besonderer
Reiz gesehen).
Um perfekt modellieren zu können, ohne daß es bei längerem Tragen unbequem wird oder Druckstellen entstehen,
muß sich die Formkraft eines Korsetts außerdem gleichmäßig über die Körperoberfläche verteilen.
Aus diesem Grund sollte es nicht nur die passende Taillen-, Brust- und Hüftweite haben, sondern es sind beim
Schnittentwurf beispielsweise auch die Abstände zwischen Brust- und Taillenlinie sowie die Gesamthöhe zu
berücksichtigen.
Um einen ähnlichen Effekt wie bei einem Maßkorsett bei einem Korsett „von der Stange“ zu erreichen, müßte die
Größe so klein gewählt werden, daß an keiner Stelle des Körpers der Stoff „lose
hängen“ kann.
Da jedoch kaum jemand genau die „Normfigur“ hat wie das Modell, nach dessen Maßen ein Mieder gefertigt wurde, wird das aber
meist dazu führen, daß sich nach dem Schnüren die Kanten an der Rückseite an einigen Punkten fast berühren; an
anderen würden sie dagegen aber womöglich weit auseinanderstehen. Die Folge wäre: Das Mieder sitzt nicht richtig, und im
schlimmsten Fall fühlen Sie sich darin wie die sprichwörtliche „Wurst in der Pelle“ …
Fazit: Wenn Sie keine hohen Ansprüche, etwas Glück und die passende Figur haben, dann kann es sein, daß Ihnen auch ein
Konfektionskorsett ganz gut paßt; wenn Sie Ihr Mieder dagegen regelmäßig tragen möchten, es enger schnüren
wollen oder Ihre Figur – gleich, ob nach oben oder unten – von der „Norm“ abweicht, ist eine Anfertigung
durch einen Mieder- oder Korsettmacher eine Investition, an der Sie – trotz des etwas höheren Preises –
lange Freude haben werden.
Um zu einem harmonischen Gesamteindruck zu kommen, ist es erstrebenswert, daß die Reihen der Schnürösen im geschlossenen
Zustand entweder parallel oder mit einem in Taillenhöhe leicht schmaleren Abstand zueinander verlaufen. Zudem sollte die vordere
Länge so bemessen sein, daß die obere Miederkante die Brust gerade soweit verdeckt, daß ein schönes
Dekolleté entsteht, während die untere Kante idealerweise etwas unterhalb des Schambeins endet (das ist der
Knochen, der den Bauchraum nach unten begrenzt). Da dies alles von fertig konfektionierten Korsetten aber (aus den eben erwähnten
Gründen) nur bei sehr wenigen Menschen erfüllt werden kann, fertige ich meine Stücke ausschließlich nach
Maßgabe durch die Kundin.
Mehr (und detailliertere!) Informationen zu dem Thema, wie ein Korsett passen sollte, finden Sie auf der Seite
„Größen“.
Wie schnürt man ein Korsett?
Zunächst: Auf gar keinen Fall so, wie es in manchen Spielfilmen gezeigt wird:
Das Knie in den Rücken des „Opfers“ stemmen und dabei fest an den Schnüren ziehen …
Damit bekommen Sie nicht nur den Rücken der Trägerin, sondern auch das beste Schnürmieder auf dem schnellsten Wege kaputt.
Wie macht man es aber richtig? – Eine Schnüranleitung für Anfänger
Grundregel ist: nie zu fest ziehen! Der Schnürdruck eines Korsetts entsteht nicht durch eine hohe Zugspannung auf der
Schnur, sondern allein durch das Flaschenzug-Prinzip: Die Zugkraft verteilt sich auf die vielen Ösen; die Spannung der Schnur
selbst bleibt dabei aber verhältnismäßig gering.
Am besten geht das Schnüren zu zweit; darauf bezieht sich auch die folgende Beschreibung (Falls Sie Ihr Mieder allein schnüren
müssen oder wollen, folgen anschließend ein paar Tips).
Die meisten Mieder werden in Taillenhöhe zugezogen. An dieser Stelle ist dann das Schnürmuster unterbrochen und es sind zwei
Schlaufen nach außen (oder innen) geführt.
An diesen Schlaufen ziehen Sie (wie gesagt: mit nur mäßigem Zug!).
Dabei gleitet die Schnur durch die Ösen und das Mieder zieht sich, beginnend an der Taille, nach oben und unten immer weiter
zu. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem ein merklicher Zug auf dem Schnürband herrscht; Sie sehen aber in diesem Bild
auch, daß die Schnur am oberen und unteren Rand noch ganz locker zwischen den Ösen liegt.
Dann halten Sie mit der ersten Hand die Schnur, die sie gerade herausgezogen haben, unter leichter Spannung, während
Sie mit den Fingern der zweiten Hand so zwischen die noch losen Schlaufen greifen, daß Sie sie zur Taille hinziehen.
Sie werden bemerken, daß die Spannung der Schnur in Taillenhöhe nachläßt und sie diese mühelos weiter
herausziehen können.
Diese Schritte werden einigemale wiederholt, solange, bis die Kanten des Mieders sich fast berühren oder die Trägerin
Ihnen zu verstehen gibt, daß es eng genug ist.
Dann machen Sie, wie beim Schuh, einen Knoten und eine Schleife und lassen „Ihr Werk“ etwas ruhen. Die
Trägerin sollte sich nun etwas räkeln und bewegen, damit sich der Körper und das Mieder aneinander anpassen können.
Sobald Schmerzen oder Atemnot auftreten, müssen Sie das Mieder unbedingt sofort lockern! Denn dann ist es nämlich entweder zu
fest geschnürt oder es paßt nicht!
Wenn Sie mit dem Schnüren fertig sind, können Sie die Schnurenden auch
mit einer langen Häkelnadel oder einem stabilen Drahthaken, den Sie von innen vorsichtig an die Schnur heranführen,
nach innen ziehen und unter der Schnürung verstecken (Hier am Beispiel eines „lebenden
Objektes“, bei dem die Schnürung von vorneherein so ausgeführt wurde, daß sie innen endet).
In jedem Fall sollte es bei einem moderat geschnürten Korsett möglich sein, mit einer flachen Hand noch unter die
Schnürung zu greifen; ansonsten ist es eher
zu fest geschlossen. Aber das bleibt natürlich Ihren persönlichen Bedürfnissen überlassen …
Falls Sie Ihr
Korsett alleine schnüren möchten bzw. niemanden haben, der Ihnen dabei behilflich sein kann, so sollten Sie sich zunächst eine Befestigung suchen, die die Rolle der eben beschriebenen
ersten Hand übernimmt. Dazu eignet sich beispielsweise gut eine Türklinke. Dort hängen Sie die in
Taillenhöhe befindlichen Zugschlaufen ein und halten die Schnur durch Vornüberbeugen des Oberkörpers stets unter
leichter Spannung. Dann können Sie mit beiden Händen die losen Schlaufen soweit in Richtung Taille zurechtziehen,
bis alle Teilstücke der Schnur ungefähr die selbe Spannung haben. Anschließend können Sie die Schnurenden aus
der Befestigung aushängen und miteinander verknoten; dabei aber nicht vergessen, die Schnur unter ständigem leichtem(!)
Zug zu halten.
Vor allem gilt: Haben Sie Geduld! Wichtig ist, daß ein Mieder von Ihnen niemals als unbequem empfunden wird, denn dann
haben Sie bald keinen Spaß mehr daran. Am besten ist, Sie tragen es zwar regelmäßig, schnüren es dabei
aber nur sehr leicht (richtig machen Sie es dann, wenn Sie es nur so weit zuschnüren, daß Sie es zwar spüren,
aber fast immer das Gefühl haben, „es könnte eigentlich noch ein bißchen enger sein“).
Ein zu eng geschnürtes Korsett führt dagegen schnell zu einer Aversion auf Seiten der Trägerin,
was in jedem Fall sehr schade wäre …
Wenn Sie Ihrem Körper genug Zeit geben, sich an das Mieder zu gewöhnen, wird Ihnen das Kleidungsstück sicher lange
Freude bereiten. Sie werden sehen, daß sich der Körper bei regelmäßiger moderater Schnürung „wie
von selbst“ der gewünschten Silhouette annähert.
Wie fädelt man das Schnürband ein?
Sollten Sie einmal in die Verlegenheit kommen, ein Mieder neu einfädeln zu müssen, etwa weil es gewaschen wurde oder
weil Ihnen die alte Variante nicht mehr zusagt – hier sind die beiden heute gebräuchlichsten Schnürarten, die Kreuzschnürung
und die Fischgratschnürung, erklärt:
Bei der
Kreuzschnürung bildet die Schnur immer ein „X-förmiges“ Muster, das abwechselnd
über und unter dem Mieder liegt.
In diesem Bild ist auch die Variante der nach innen gelegten Schnürschlaufen zu sehen.
Vorteil der Kreuzschnürung ist, daß das Mieder komplett geschlossen werden kann, da keine Schnur zwischen den
Abschlußkanten verläuft.
Bei der zweiten Art, der
Fischgratschnürung (oft auch als
„Turnschuhschnürung“
bezeichnet), wechselt die Schnur immer von der Unter- zur Oberseite, wobei sie jedesmal zwischen den Kanten des Mieders
verläuft. Darum kann das Mieder bei dieser Schnürvariante nicht komplett geschlossen werden. Vorteil ist aber das für
manche etwas leichtere Öffnen oder Schließen; vor allem, wenn Sie sich selbst schnüren sollten.
Bei beiden Schnürvarianten wird das Schnürmuster in Höhe der Taille unterbrochen und die Schnur mit zwei Schlaufen nach
außen (oder innen) geführt. An diesen Schlaufen wird das Mieder zugezogen.
Der von vielen Korsettherstellern benutzte Begriff „Turnschuhschnürung“ legt den Gedanken nahe, daß
diese Form der Schnürung eine neuere
Variante darstellt; das stimmt aber nicht. Die Fischgratschnürung läßt sich auf alten Stichen und Skizzen
ebenso häufig finden wie die Kreuzschnürung.
Welche Variante Sie bevorzugen, ist allein Ihre Geschmacksache.
Beide Formen sind recht gebräuchlich.
Wie wäscht man ein Mieder?
Natürlich muß Kleidung irgendwann einmal gewaschen werden, vor allem, wenn sie so nah am Körper getragen wird wie
ein Mieder. Empfehlenswert und am schonendsten ist dabei die Handwäsche im Waschbecken mit einem milden Waschmittel und einer
weichen Bürste. Eine Maschinenwäsche ist dagegen keinesfalls zu empfehlen. Zwar habe ich alle von mir angebotenen Stoffe und
sonstigen Materialien so gewählt, daß grundsätzlich auch eine Wäsche bei 60°C möglich wäre, aber wegen der Stangen darf
ein Korsett beispielsweise nicht geschleudert werden (wenn der Stoff naß ist, könnten ansonsten die Stofftunnel, in die die
Stangen eingenäht sind, reißen oder aufscheuern).
Auch die wiederkehrenden Bewegungen in der Waschtrommel können in Verbindung mit den Stahlstangen zu Scheuerstellen führen.
Darum kann ich für eine Maschinenwäsche keine Gewährleistung übernehmen.
Das Gleiche gilt für den Wäschetrockner! Nach dem Waschen trocknen Sie Ihr Korsett am besten, indem Sie es zwischen zwei dicke Handtücher legen
und so aufrollen, daß der Stoff des Korsetts glattgezogen bleibt und keine Falten wirft.
Bügeln ist bei den von mir hergestellten Miedern grundsätzlich zwar möglich, aber es ist trotzdem nicht ganz einfach:
Am besten verwenden Sie eine Dampfbügelstation oder ein gutes Dampfbügeleisen. Legen Sie unbedingt ein Stück Stoff zwischen das
Bügeleisen und das Mieder, um Glanzstellen zu vermeiden, und bügeln Sie möglichst nicht über die Stangen (nicht daß die Temperatur ein Problem für die Stahlfedern darstellen würde, aber auch hier führt das Bügeln leicht zu Glanzstellen).
Für den Fall, daß Sie Ihr Mieder regelmäßig tragen und es dennoch nicht allzu oft waschen möchten,
empfiehlt es sich, zur Schonung etwas darunter anzuziehen. Am einfachsten ist hier ein normales Unterhemd; wenn Sie aber keine
sichtbaren Schulterträger möchten, eignet sich am besten ein sogenannter „Korsett-Unterzieher“. Dabei
handelt es sich um ein zu einem Schlauch zusammengenähtes Stück aus einem hautfreundlichen, gut waschbaren Stoff (z. B.
Baumwolljersey, evtl. mit einem kleinen Elasthan-Anteil).
Wenn Sie Strumpfhalter verwenden, dann sollten Sie darauf achten, daß diese bei Nichtbenutzung möglichst kühl und dunkel gelagert werden. Gummi ist ein Naturstoff, der bei Wärme- oder UV-Einfluß zum Verspröden bzw. Brüchigwerden neigt. Eine Lagerung, die diese Einflüsse weitestgehend verhindert, trägt dazu bei, daß Sie an Ihren Strumpfhaltern jahrelang Freude haben können, bevor die Gummis ersetzt werden müssen.
„Ein Korsett habe ich nicht nötig“ – oder: Wer kann ein Mieder tragen?
Es ist ein häufig zu beobachtender Irrglaube, ein Korsett sei in erster Linie ein Kleidungsstück für Menschen mit Figurproblemen.
Vielmehr ist fast das Gegenteil der Fall: Seine beste Wirkung kann es eigentlich erst entfalten, wenn Sie schon vor dem Tragen eine
Figur haben, mit der Sie (einigermaßen) zufrieden sind. Zwar kann ein Schnürmieder auch dazu dienen, eine „aus der Form geratene“ Figur unter Kontrolle
zu halten; die Hauptwirkung besteht aber hierbei nicht in der Formung des Körpers, sondern eher darin, durch den ständigen leichten
Druck auf den Bauch ein mögliches Hungergefühl zu unterdrücken.
Eines sollte klar sein: Ein Korsett kann vorhandene Pfunde nicht einfach „wegzaubern“ – es kann aber ein wenig dabei
mithelfen, diese geschickt umzuverteilen.
Genau darin besteht auch seine Wirkung: Während es in Taillenhöhe vergleichsweise eng sitzt, läßt der Druck nach oben und unten
leicht nach – mit der Folge, daß sich der Körper langfristig an die gewünschte Silhouette anpaßt.
Wer kann aber nun ein Mieder tragen? Die Antwort ist einfach: Da ein Mieder ein Kleidungsstück ist, das einfach gut aussieht und das
gleichzeitig eine gute (weibliche) Figur schafft, kann es jede Frau (oder jeder Mann …) tragen, die/der dies zum
Ziel hat …
Ist es nicht ungesund, sich zu schnüren?
Bei den oft in Hollywoodfilmen gezeigten Szenen, in denen ein Korsett als Folterinstrument dargestellt wird, welches nur dazu diente, die
Trägerin zu quälen und ihr eine extreme „Wespentaille“ zu verschaffen, wird die historische Wirklichkeit meist etwas verzerrt dargestellt.
Zwar war die von der Mode vorgegebene Silhouette zeitweise tatsächlich sehr schmal, und vor allem im 19. Jahrhundert hat es immer wieder
Zeiträume gegeben, in denen die Wespentaille quasi „vorgeschrieben“ war, jedoch galt diese strenge Etikette eigentlich nur bei
Hof oder in gehobenen Kreisen. Zudem sollte berücksichtigt werden, daß die Frauen, die in diesen Kreisen verkehrten,
keine körperlich schwere Arbeit verrichten mußten und ihren Körper meist schon von Jugend an an das Tragen eines Korsetts gewöhnt hatten.
Natürlich gab es damals (und gibt es auch heute) Trägerinnen, die die Taillenreduzierung bis an die Grenze getrieben und/oder
ein Korsett tatsächlich dazu eingesetzt haben, ihr Hungergefühl zu unterdrücken, mit dem Ziel, die Körperform stark
zu modifizieren (prominentestes Beispiel ist hier wahrscheinlich die österreichische Kaiserin Elisabeth „Sissi“ von
Österreich); bei dieser Gruppe handelte es sich aber auch früher eher um Einzelfälle. Vermutlich ist diese Gruppe der
„Extremschnürerinnen“ – sowohl zahlenmäßig als auch was ihre Beweggründe angeht – am ehesten
vergleichbar mit dem heutigen gesellschaftlichen Phänomen der Magersucht.
Wenn Sie die oben beschriebenen Regeln zum Schnüren beachten, sollte dagegen bei gesunden Menschen eine gesundheitliche Gefährdung
ausgeschlossen sein.
In jedem Fall sollten Sie aber das Mieder ablegen, sobald Sie sich darin unwohl fühlen, Schmerzen haben oder gar irgendwelche
Taubheitsgefühle auftreten. Sprechen Sie in diesem Fall am besten mit Ihrem Arzt, um eventuell bestehende Krankheiten
abzuklären. Wenn Sie unter starken Durchblutungsstörungen oder Kurzatmigkeit leiden, versteht es sich aber wohl von
selbst, daß Sie auf das Tragen von engen Kleidungsstücken wie Miedern oder Korsetten besser verzichten sollten.
Wichtigste Regel sollte immer sein: Ein korrekt sitzendes Korsett darf in keinem Fall ernsthafte Schmerzen verursachen!
Weitere Informationen auf anderen Internetseiten:
Wikipedia -> Korsett Ein sehr
schöner Artikel, in dem das Thema „Korsett“ wissenschaftlich betrachtet wird.
Korsett.org Diese private Seite enthält viele Verweise zu
persönlichen Internetauftritten von Korsetträgerinnen und -trägern; zum Teil auch mit leicht fetischistischem Charakter.